top of page

Vertrauen statt Kontrolle

Illustration eines Wegweisers mit den Worten 'Vertrauen' und 'Kontrolle', der eine Entscheidung zwischen zwei gegensätzlichen Ansätzen symbolisiert.

Wie das Bildungssystem Lehrkräfte und Schüler*innen hemmt und wie Vertrauen das Bildungssystem revolutionieren kann.


In Deutschland zeigt sich eine unbequeme Wahrheit: Unser Bildungssystem setzt stärker auf Kontrolle als auf Vertrauen. Doch in einer Welt, die mehr Fürsorge, Eigenverantwortung und menschliche Entwicklung braucht, sollten Schulen Orte der Selbstentfaltung und Wertschätzung sein.


Dieser Artikel richtet sich an alle, die sich mit den strukturellen Herausforderungen im deutschen Bildungssystem auseinandersetzen möchten. Ziel ist es, allgemeine Entwicklungen zu beleuchten, die viele Menschen im System Schule betreffen, und zu zeigen, wie „Vertrauen statt Kontrolle“ nicht nur eine Vision, sondern ein Schlüssel zur echten Veränderung sein kann.



Kontrolle und Misstrauen – Ein System, das die Entfaltung hemmt

Ein Schüler sitzt an einem Schreibtisch, umgeben von stapelweise Büchern und strengen Regeln, die die Last von Kontrolle und Misstrauen darstellen.

Als ich vor über 10 Jahren in mein Referendariat startete, war ich voller Enthusiasmus und wollte Räume schaffen, in denen sich Schüler*innen sicher und wertgeschätzt fühlen. Doch schnell merkte ich – und das bestätigten viele andere Bildungsbeteiligte –, dass das deutsche Bildungssystem oft wenig Raum für Eigenverantwortung lässt. Stattdessen spürte ich den Druck, mich an starre Vorgaben zu halten, während vollgestopfte Lehrpläne, eine hohe Aufgabendichte, mangelnde Ausstattung und vorauseilender Gehorsam kreative Ansätze unterdrückten.


Die meisten von uns haben ein ähnliches Schulsystem durchlaufen, das auf Kontrolle und Perfektionismus ausgerichtet ist. Fehler wurden streng korrigiert, Eigeninitiative oft als störend empfunden. Diese Kultur hat uns geprägt und lehrt uns noch heute, auf Sicherheit und Ordnung zu setzen, anstatt Risiken einzugehen oder kreativ zu scheitern. Doch ohne diese Offenheit für Fehler und Experimente bleibt Wachstum aus.


Unser Bildungssystem leidet unter einem tiefen Misstrauen gegenüber den Fähigkeiten und der Eigenverantwortung der Hauptakteure vor Ort – Lehrkräfte, Eltern und Schüler*innen. Statt die natürliche Fähigkeit zum Lernen zu fördern, wird Wissen „eingetrichtert“. Doch Lernen ist ein natürlicher Prozess, der durch Inspiration, Eigenverantwortung und Vertrauen gefördert wird. Genau hier greift das Prinzip „Vertrauen statt Kontrolle“.



Psychosoziale Belastungen – Ein Blick hinter die Kulissen

Ein Lehrer in einem leeren Klassenzimmer, der erschöpft seinen Kopf in die Hände stützt – Sinnbild für die Belastungen des Schulalltags.

Die psychosozialen Belastungen im deutschen Bildungssystem sind enorm. Zwischenmenschliche Konflikte und fehlende persönliche Unterstützung führen häufig zu Stress und Burnout. In meiner Tätigkeit als Supervisor am Landesinstitut für Schule und in meiner psychotherapeutischen Praxis erlebe ich immer wieder, dass Lehrer*innen insbesondere in der Beziehungsgestaltung an ihre Grenzen stoßen – oft aufgrund fehlender Ausbildung in psychologischen und reflexiven Kompetenzen.


Selbstfürsorge wie Supervision, Coaching oder Psychotherapie wird in vielen Institutionen als Luxus angesehen, statt als essenzieller Bestandteil der Gesundheit und Stabilität von Lehrkräften. Dabei ist genau diese Reflexion entscheidend, um im Schulalltag Resilienz aufzubauen und professionell zu bleiben.



Vertrauen als Erfolgsfaktor – Ein Blick nach Finnland

Eine Gruppe von Lehrkräften in einem finnischen Klassenzimmer, die gemeinsam an einer kreativen Unterrichtsidee arbeiten – Ausdruck von Vertrauen und Teamarbeit.

Ein Vergleich mit dem finnischen Bildungssystem zeigt, wie Vertrauen zu einem gesünderen Schulumfeld führen kann. In Finnland ist die Lehrerausbildung auf hohe Wertschätzung und Eigenverantwortung ausgerichtet. Nur wenige Bewerberinnen schaffen es, einen der begehrten Studienplätze zu bekommen, denn die Auswahlkriterien sind streng und das Studium selbst ist anspruchsvoll. Die Rahmenpläne sind bewusst schlank gehalten, und das Vertrauen in die Kompetenz der Lehrkräfte bildet das Fundament des Systems. Lehrkräfte genießen dadurch Autonomie und die Freiheit, ihre Schülerinnen individuell zu fördern.


Das finnische Schulsystem zählt seit Jahrzehnten in allen internationalen Studien zu den besten der Welt und ist ein Vorbild für nachhaltige und ganzheitliche Bildung. Dies zeigt, wie Vertrauen im Bildungssystem nicht nur wünschenswert ist, sondern auch zu positiven Effekten auf die Bildungsqualität und die Lehrerzufriedenheit führt.


Im Gegensatz dazu basiert das deutsche Bildungssystem auf einem tiefen Misstrauen gegenüber der Eigenverantwortung von Lehrkräften und Schüler*innen. Strikte Lehrpläne, standardisierte Prüfungen und bürokratische Regelungen behindern oft die Entfaltung individueller Potenziale. Finnland beweist, dass Vertrauen im Bildungssystem langfristig Motivation und Bildungsqualität fördert.



Kontrollkultur in Deutschland – Ein Beispiel aus der Praxis

Symbolik für die Auswirkungen von Kontrollmechanismen auf die Schulatmosphäre.

Ein eindrückliches Beispiel für die Kontrollkultur in Deutschland zeigt sich an einer Grundschule in Bremen. Dort herrscht seit Jahren eine toxische Führungsstruktur, die kreative Ansätze unterdrückt und engagierte Lehrkräfte resignieren lässt. Die autoritäre Schulleitung führt den Alltag mit Kontrolle und mangelnder Unterstützung. Trotz massiver Beschwerden des Kollegiums bleibt die Schulaufsichtsbehörde passiv und schützt die Schulleitung gezielt vor Konsequenzen.


Für viele Lehrkräfte, mich eingeschlossen, führte dies zu einem Gefühl der Ohnmacht. Kreative, engagierte Kolleg*innen, die voller Ideen und Enthusiasmus starteten, wurden systematisch demotiviert. Schließlich verließen sie die Schule – eine Fluktuation, die nicht nur das Kollegium schwächte, sondern auch den Zusammenhalt der Schulgemeinschaft, inklusive der Schülerinnen und Schüler. Die aktive Unterstützung der Behörden für diese Schulleitung zeigt, wie tief diese Probleme im System verwurzelt sind.


Diese Erfahrung macht deutlich, wie dringend das deutsche Bildungssystem eine Kultur des Vertrauens und der Fehlerakzeptanz benötigt. Kontrollmechanismen, die sich an Statistiken und Leistungsnachweisen orientieren, ersticken Innovation und hemmen das Potenzial der Lehrkräfte. Professionelles Konfliktmanagement mit klaren Strukturen könnte Abhilfe schaffen. Ziel muss es sein, gemeinsam Lösungen zu finden und eine Atmosphäre von Vertrauen und Wertschätzung zu schaffen.


Ein System, das auf Dialog und Kooperation setzt, stärkt nicht nur das Arbeitsklima, sondern auch die langfristige Motivation aller Beteiligten – von Lehrkräften bis hin zu Schülerinnen und Schülern.



Therapie und Coaching als proaktive Fortbildung

Menschen in einer Coaching-Sitzung, die in einem hellen Raum an Selbstreflexion und zwischenmenschlichen Kompetenzen arbeiten.


Therapie und Coaching sollten fest in Ausbildung und Beruf verankert sein. Psychologie, Selbstreflexion und zwischenmenschliche Kompetenzen stärken die Stabilität im Schulalltag und fördern die professionelle Ausübung des Berufs. Sie sind Schlüssel zu psychosozialer Gesundheit und zur Weiterentwicklung des Bildungssystems.


Diese Integration bringt kulturellen und ökonomischen Nutzen. Vertrauen entsteht, wenn wir uns selbst und andere verstehen. Lehrkräfte gewinnen dadurch Sicherheit in ihren Fähigkeiten und arbeiten selbstbewusster und effizienter.



Vertrauen statt Kontrolle: Warum es im Bildungssystem unverzichtbar ist


Ein Bildungssystem, das Vertrauen und Wertschätzung in den Mittelpunkt stellt, würde nicht nur Lehrkräfte und Schüler*innen entlasten, sondern auch das gesellschaftliche Klima positiv beeinflussen. Vertrauen bedeutet, Verantwortung für unsere Entwicklung zu übernehmen und authentische Beziehungen aufzubauen.


Wir brauchen statt einer rigiden Schulpflicht ein Schulrecht, das Lehrkräfte und Schüler*innen als Menschen wahrnimmt und ihnen Vertrauen schenkt. Dieses Vertrauen fehlt oft oder wird systematisch untergraben. Ein Bildungssystem, das von der Kita bis zur Uni auf Wertschätzung, Vertrauen und modernste Ausstattung setzt, könnte langfristig gesündere und erfüllendere Bildungserfahrungen schaffen.


Mein Weg in die therapeutische Arbeit und das Coaching


Nach über 20 Jahren im Bildungssystem und mehr als 10 Jahren Schuldienst habe ich beschlossen, meine Expertise in die psychotherapeutische Arbeit und das Coaching zu vertiefen. Ab Anfang nächsten Jahres stehe ich in meiner eigenen Praxis Lehrkräften und allen Menschen aus dem Bildungsumfeld zur Seite – mit einer Unterstützung, die auf Vertrauen, individueller Entwicklung und nachhaltiger Veränderung basiert. Wenn Sie bereit sind, neue Wege zu gehen und echte Entlastung zu finden, freue ich mich, Sie dabei zu begleiten.



Key Takeaways

Eine Grafik mit mehreren ineinandergreifenden Zahnrädern, die symbolisieren, wie Vertrauen, Selbstfürsorge und Systemänderungen miteinander verbunden sind.

  • Vertrauen statt Kontrolle: Kontrollstrukturen hemmen die Potenziale von Lehrkräften und Schüler*innen.

  • Selbstfürsorge: Coaching und Therapie schützen vor Burnout.

  • Finnland als Vorbild: Vertrauen und Eigenverantwortung steigern Bildungsqualität.

  • Therapie als Weiterbildung: Psychologische Reflexion stärkt Schulen.

  • Bildung neu denken: Mehr Freiräume und Kreativität für ein modernes Bildungssystem.



bottom of page